3SERIE TONSTUDIOS
Hinweise. Die Idee ist, relativ dicht an der
Vorlage zu bleiben und hier und da, w enn
m öglich, V erbesserungen zu erzielen.
I
Das sollte doch kein Problem sein, oder?
Schließlich hat man heute andere techni-
sche Voraussetzungen als früher.
Das stim m t natürlich in jeder H insicht.
N äm lich sow ohl, was die schiere M enge
der O ptionen für Beeinflussungen betriffi,
w ie auch deren Präzision. A llein u n ser
System hier bei C ohearent A udio m it sei-
n er erheblich g rößeren B andbreite u n d
Rauscharm ut als die der dam aligen Studio-
technik bedeutet für sich einen beträch t-
lichen U nterschied.
I
Nicht selten, wenn wir die Chance
haben, Originale und Remaster zu ver-
gleichen, mögen wir Letzere mehr.
F reut m ich, zu h ö ren . N u n , w ie schon
gesagt: Das E quipm ent h at sich verbes-
sert. W ir haben hier einen höllischen Auf-
w and getrieben, um so viel wie m öglich
vom M astertape zu erhalten. Alles, was ihr
hier im R aum an E lektronik seht, ist von
den A usgängen der B andm aschinen oder
Digitalgeräte bis zum Schneidestichel spe-
ziell angefertigt - durchgängig Class A,
diskret und ohne jegliche Ü bertrager. Das
System arbeitet unsym m etrisch, um den
zusätzlichen A ufw and eines sy m m etri-
schen A uftaus zu verm eiden. Ich halte das
klanglich für den besten W eg, aber dam it
ko m m t der M asseführung eine zentrale
Rolle zu. Logisch, dass w ir n u r hochw er-
tigste Kabel verw enden. Alles folgt eher
den Präm issen einer guten H iFi-A nlage
als der eines durchschnittlichen Studios.
I
Vorausetzung ist dabei wohl ein erst-
klassiges Band, für das sich der Aufwand
lohnt. Wie kann man sicherstellen, dass
ein solches vorliegt?
Ich selbst m eist gar nicht, aber die Label,
für die ich arbeite, setzen alles daran, an
ein M astertape oder zum indest die nächst-
beste K opie davon zu gelangen. Es kann
schon m al vorkom m en, dass nach 50 Jah-
ren die M astertapes verloren gingen, viel-
leicht auch beschädigt sind. D enn Bänder
» M
i t K o m
p r e s s i o n
w i r d z u v i e l S c h i n d -
l u d e r g e t r i e b e n «
seit M itte der Siebziger haben gar nicht
so selten Feuchtigkeit gezogen u n d w ur-
d en m öglicherw eise deshalb schon m al
gebacken, was ihre w eitere V erw endbar-
keit einschränkt, w ährend die Bänder aus
der Zeit davor insgesam t kaum Problem e
bereiten. V eränderungen bei den B inde-
m itteln für die M etallpartikel m achten die
Tapes hygroskopisch, was allerdings erst
nach ungefähr zehn Jahren auffiel. U nd
d an n brauchte es ein weiteres Jahrzehnt,
bis m an wusste, wie m an diesem P häno-
m en begegnen m usste. In untauglichen
R ein ig u ngsversuchen w u rd e zu n äch st
einiges zerstört, bis A m pex irgendw ann
entdeckte, dass m an die Bänder im Luft-
stro m eines K onvektionsofens back en
konnte. Bei m ir steht so einer, u n d ich
benutze ihn jede W oche. D aran erkennt
ihr, wie groß das Problem ist. D er V or-
teil der jüngeren Bänder ist andererseits,
dass sie erheblich m ehr H eadroom bieten,
also höher ausgesteuert w erden konnten,
als die alten, die w iederum über größere
M etallpartikel verfügten, was sie un em p -
fin d lic h er g eg e n ü b er S elb stlö sch u n g
m acht. D adurch rauschen sie aber eben
auch etw as stärker. W as soll’s? D as ist
n unm al Teil des Klangs.
I
In welcher Form werden die Bänder
denn angeliefert?
Das ist ganz unterschiedlich! W enn m an
eine O riginalaufnahm e auf Zw eispurband
bekom m t - „great“! Ist es eine D rei- oder
V ierkanaleinspielung gew esen, von der
m an einen Stereom ix erhält, m uss m an
hingegen w achsam sein, den n m eist gab
es bedeutende V erluste von G eneration
zu G eneration. Es ist dann, als ob m an
eine ungeputzte Scheibe vors K langbild
schiebt. D eshalb sollte m a n versuchen,
m öglichst w eit zurückzugehen. Es lohnt
sich, denn die dam alige K om bination von
A nalog- u n d R öhrentechnik ist hinsicht-
lich der gebotenen Energie und A usstrah-
lung kaum zu schlagen. Ich verfüge hier
ü b er die n otw endigen M aschinen. W ir
h ab en zu m Beispiel die k o m p lette N at
King Cole-Box für A coustic Sounds oder
das Ray C harles-Projekt von den M ehr-
sp u rb än d ern gem acht.
I
Wie man hört, geben die Labels zuneh-
mend ungern Mastertapes heraus.
Das ist leider so. O ft bekom m t m an des-
halb eine D igitalkopie in 24 Bit/96 Kilo-
h ertz oder h ö h er beziehungsw eise eine
analoge auf H albzollband, das m it 76 Zen-
tim etern pro Sekunde läuft. W enn schon,
bevo rzu g e ich d en A n alo g u m sch n itt,
denn der ist in der Regel verdam m t dicht
am M astertape dran, so dass ich auf die-
ses verzichten kann. W enn die Kopie m it
einer M aschine wie der A m pex ATR-100
erstellt w urde, gilt d er B egriff „second
Studers berühmte Röhren-Bandmaschine
C37 - auf der Vierspurversion entstanden viele
Beatles-Alben - hat Gray noch in Gebrauch
46 STEREO 9/2014